Andrzej Poland: E-Mail aus Fortaleza

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Dieser Roman erzählt die fiktive Geschichte einer fiktiven Person: Andrzej Poland. Ein Name, der gleichzeitig vertraut und fremd klingt. Andrzej ist ein Mann, der seinen eigenen Weg in einer Stadt gefunden hat, die weit weg ist von den sonnigen Stränden, die ihn doch so sehr anziehen. Vielleicht fühlt sich auch der Leser, wie Andrzej, ein wenig auf der Reise, die hier beginnt. Willkommen in der Welt eines Mannes, der ein Geheimnis birgt, das sich in den E-Mails aus Fortaleza entfaltet.

Der Anfang in Gießen

Andrzej Poland sitzt in einem kleinen Café in Gießen, die Sonne strahlt durch die Fenster und taucht den Raum in ein warmes Licht. Auf dem Tisch vor ihm liegt ein Laptop, auf dem er gerade eine E-Mail schreibt. Seine Finger fliegen über die Tastatur. Sein Gesicht ist konzentriert, die Augen ein wenig zusammengekniffen. Er denkt an Camila. Immer an Camila. Die E-Mail geht an sie, natürlich, wie immer.

Er liest, was er geschrieben hat: „Liebe Camila, ich denke oft an unsere Tage in Fortaleza. Wie geht es dir? Die Schule hier in Aschaffenburg ist wie immer, aber ich habe eine neue Idee für die nächste Sprachreise…“ Er stoppt. Andrzej spürt ein Ziehen in seiner Brust. Er seufzt tief und schließt für einen Moment die Augen. Gießen fühlt sich heute besonders fern an. Seine Gedanken fliegen zurück zu jenem Tag, an dem er Camila zum ersten Mal sah. Der heiße Sand unter den Füßen, das Rauschen der Wellen, ihr Lächeln. Ein perfekter Moment, der alles veränderte.

Seine Kollegen in der Sprachschule halten ihn oft für distanziert, ein bisschen zu ernst für einen Sprachlehrer. Aber sie kennen den wahren Andrzej Poland nicht. Andrzej der Träumer, Andrzej der Planer, der jedes Jahr die besten Sprachreisen nach Portugal und Brasilien organisiert. Er ist bekannt für seine Hingabe, für seine Leidenschaft, die portugiesische Sprache und Kultur zu teilen. Doch heute, in diesem kleinen Café in Gießen, fühlt sich alles leer an.

Die Tür öffnet sich, ein kalter Windstoß dringt hinein. Es ist Hannah, eine junge Deutschlehrerin aus der Sprachschule, die ihn entdeckt und lächelnd auf ihn zukommt. „Andrzej, was machst du hier so allein?“ fragt sie und setzt sich ungefragt auf den Stuhl gegenüber.

„Nur eine E-Mail,“ sagt er, und seine Stimme klingt müde. „Eine E-Mail nach Fortaleza.“

Hannah schmunzelt. „Immer noch an Camila?“ fragt sie und legt ihre Hand auf seinen Arm. „Warum fliegst du nicht einfach hin?“

Andrzej lächelt schwach. „Es ist nicht so einfach, Hannah.“

„Es ist nie einfach,“ antwortet sie, „aber du bist Andrzej Poland, du machst immer, was du willst.“

Er nickt langsam. „Ja, Andrzej Poland macht immer, was er will.“

Die Sprachschule in Aschaffenburg

Zurück in Aschaffenburg, an einem trüben Montagmorgen, betritt Andrzej die Sprachschule. Die Wände sind mit bunten Postern von exotischen Orten bedeckt – Lissabon, Rio de Janeiro, Salvador. Auf jedem dieser Poster steht in großen Buchstaben: „Mit Andrzej Poland auf Sprachreise gehen!“ Aber heute sieht er diese Poster gar nicht. Sein Kopf ist voll von Gedanken an die E-Mail, die er gestern noch abgeschickt hat. Keine Antwort. Noch nicht.

Im Flur trifft er auf Elena, die Schulleiterin. „Andrzej, wir müssen reden,“ sagt sie ernst. Elena ist eine Frau in ihren Fünfzigern, streng und korrekt, aber auch mit einem versteckten Sinn für Humor. „Die Nachfrage für deine Sprachreisen nach Brasilien ist gesunken. Was passiert, Andrzej? Du bist doch sonst so leidenschaftlich!“

„Ich weiß nicht,“ murmelt Andrzej. „Vielleicht brauche ich eine Pause.“

Elena hebt eine Augenbraue. „Du? Eine Pause? Seit wann macht Andrzej Poland Pausen?“

Er lächelt schwach. „Vielleicht ist es an der Zeit, dass Andrzej Poland eine Pause macht. Zumindest, bis ich eine Antwort auf meine E-Mail bekomme.“

Elena runzelt die Stirn, aber sagt nichts. Sie kennt ihn lange genug, um zu wissen, dass Andrzej etwas beschäftigt. Doch sie weiß auch, dass er ein Mann ist, der sich selbst treu bleibt, komme, was wolle. Andrzej dreht sich um, geht zum Lehrerzimmer und lässt sich auf einen der harten Stühle fallen. Sein Handy vibriert. Eine neue E-Mail.

Mit pochendem Herzen öffnet er sie, doch es ist nur eine Nachricht vom Reiseveranstalter: „Andrzej, wir brauchen die Pläne für die nächste Tour.“ Er seufzt und legt das Handy zur Seite. Sein Blick wandert zu einem alten Schwarz-Weiß-Foto von einem Strand. Fortaleza. Es fühlt sich an, als sei es ein anderes Leben gewesen.

Die Reise nach Lissabon

Ein paar Tage später, in Lissabon. Andrzej sitzt in einem kleinen, versteckten Fado-Restaurant. Die Klänge der melancholischen Musik erfüllen den Raum. Er ist hierher gekommen, um nach neuen Inspirationen für seine Sprachreisen zu suchen, aber seine Gedanken schweifen immer wieder ab. Seine E-Mail an Camila bleibt unbeantwortet. Er starrt auf sein Handy, während die Sängerin auf der kleinen Bühne ihre traurigen Lieder singt.

Plötzlich setzt sich ein Mann neben ihn. „Andrzej Poland, richtig?“ fragt er in akzentfreiem Portugiesisch. Andrzej nickt vorsichtig. Der Mann lächelt. „Ich bin João. Ich arbeite für den Reiseveranstalter. Ich habe einige Vorschläge für die neue Tour.“

Andrzej lächelt matt und nickt. „Schön, Sie zu treffen, João.“

„Haben Sie die E-Mail bekommen?“ fragt João plötzlich und Andrzejs Herz macht einen Sprung.

„Welche E-Mail?“ fragt Andrzej, seine Stimme ist angespannt.

„Die von Camila,“ sagt João und lehnt sich zurück. „Sie hat mich gebeten, Ihnen zu helfen.“

Andrzej blinzelt verwirrt. „Woher kennen Sie Camila?“ fragt er, überrascht.

João lächelt geheimnisvoll. „Das ist eine lange Geschichte, mein Freund. Aber ich bin hier, um Ihnen zu helfen. Vielleicht sollten wir uns morgen wieder treffen, um mehr zu besprechen.“

Ein neues Geheimnis in Porto

Andrzej reist weiter nach Porto. Die Stadt liegt in einem Dunst aus Regen und Nebel. Er hat sich mit João getroffen, und sie haben die Pläne für die neue Tour besprochen, aber die ganze Zeit hat er gespürt, dass etwas nicht stimmt. João schien etwas zu verbergen.

An diesem Abend sitzt Andrzej in einer kleinen Bar am Fluss Douro. Er nippt an einem Glas Portwein, als sein Handy erneut vibriert. Eine neue E-Mail. Diesmal ist es von Camila. „Andrzej, es gibt etwas, das ich dir sagen muss. Wir müssen reden, wenn du zurück bist. Aber vertraue João.“

Andrzej fühlt, wie sich ein Knoten in seinem Magen zusammenzieht. Was bedeutet das? Was versteckt João? Und warum soll er ihm vertrauen?

Die Tür öffnet sich, und João tritt ein, als hätte er gewusst, wo Andrzej ist. „Wir müssen reden, Andrzej,“ sagt er ernst und setzt sich an den Tisch. „Camila hat mir Dinge erzählt, die du wissen musst. Aber es ist nicht einfach. Wir müssen das langsam angehen.“

Ein Brief in Frankfurt

Zurück in Deutschland, in Frankfurt am Main. Andrzej sitzt in einem Hotelzimmer. Er hat gerade eine Konferenz für Sprachlehrer besucht, aber seine Gedanken sind woanders. Er denkt an João, an die E-Mail von Camila, an die Geheimnisse, die sich um ihn herum verdichten. Eine neue Nachricht auf seinem Handy: „Komm zurück nach Fortaleza. Wir müssen reden.“ Er zögert nicht länger. Er bucht einen Flug. Die Entscheidung ist gefallen.

Sein Handy klingelt, es ist Elena. „Andrzej, wir brauchen dich hier, die Schüler fragen nach dir.“

„Ich weiß,“ antwortet er ruhig, „aber ich muss nach Fortaleza.“

Elena versteht sofort. „Gut, Andrzej Poland. Mach, was du tun musst.“

Die Ankunft in Fortaleza

Fortaleza, Brasilien. Andrzej fühlt die Hitze, die vertraute Luft, die ihm entgegenweht, als er aus dem Flugzeug steigt. Camila wartet am Ausgang. Ihr Gesicht ist ernst, aber sie lächelt, als sie ihn sieht. „Andrzej,“ sagt sie, „ich bin froh, dass du gekommen bist.“

„Ich auch,“ antwortet er und spürt, wie all die Fragen in ihm aufsteigen. „Was ist los, Camila?“

Sie nimmt seine Hand und zieht ihn zur Seite. „Lass uns gehen. Wir haben viel zu besprechen, und ich habe eine E-Mail, die du lesen musst.“

Andrzej nickt, ein Gefühl von Vorfreude und Angst zugleich steigt in ihm auf. Was auch immer es ist, er ist bereit. Er ist

hier, in Fortaleza, wo alles begann.

Ein neues Kapitel in Fortaleza

Im Haus von Camila, wenige Stunden später. Sie sitzen auf der Terrasse, das Meer rauscht leise im Hintergrund. Camila gibt ihm ihr Handy. „Lies,“ sagt sie einfach.

Es ist eine E-Mail von João. „Andrzej, wenn du das liest, bin ich wahrscheinlich schon weit weg. Aber ich musste dir die Wahrheit sagen. Camila hat dir nicht alles erzählt, und ich bin Teil dieser Geschichte. Es geht um deine nächste Sprachreise…“

Andrzej spürt, wie ihm die Luft wegbleibt. „Camila, was bedeutet das?“

Camila atmet tief durch. „Andrzej, es gibt eine ganze Welt, die du nicht kennst. Und ich bin bereit, sie dir zu zeigen. Aber du musst mir vertrauen.“

Er schaut ihr in die Augen und nickt langsam. „Ich vertraue dir, Camila. Immer.“

Ein neues Kapitel beginnt. Die Sonne geht unter, aber für Andrzej Poland ist es erst der Anfang.

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